Wir befinden uns in einer Wendezeit, die 1989 begonnen hat, so Prof. Florian Bieber, Leiter des Zentrums für Südosteuropastudien in Graz bei der Festveranstaltung zu "30 Jahre Bischof Johann Weber Stiftung" am 18. November 2024 im Grazer Meerscheinschlössl. Den Anfang machte der Fall der Berliner Mauer und die Entstehung der Nationalstaaten in Osteuropa. Dann kam der Jugoslawienkrieg, die Finanzkrise 2008, der gescheiterte arabische Frühling im Jahr 2011 mit dem Krieg in Syrien, der Terror des Islamischen Staates, die Flüchtlingskrise 2015, die Covid-Pandemie und 2022 der russische Überfall auf die Ukraine. Die schlimmste Auswirkung sei, dass das politische System, das auf Basis von Regeln auf eine Übereinstimmung hinarbeitet, durch Aggression ersetzt werde. Anstatt Minderheiten zu schützen, gehe es nun darum, dass sich der stärkere durchsetze.
Viele Unzufriedene
Der Politikwissenschaftler Bieber sucht nach Faktoren, die diesen Schwenk begünstigen. Er ortet ihn in den unzufriedenen Menschen, die sich und ihre Interessen übergangen fühlen. Und er ortet Fehler im System Europa: Die Union habe den Jugoslawienkrieg nicht allein beenden können. „Das war die Stunde Europas, aber Europa scheiterte“, so der Politologe. Im Kosovo habe die Nato interveniert und schon da seien Russland und China dagegen gewesen. Die heutigen Fronten gibt es also schon lange. Ist die liberale Demokratie gescheitert? Bieber meint, nein. Nun gehe es einmal mehr um das Vertrauen in die Demokratie und in eine auf Regeln basierende Weltordnung. „Krisen sind Episoden und nie von Dauer“, meint er, „darauf dürfen wir hoffen“.
Wohlstand schlecht verteilt
Prof. Alina Petru bricht diesen Befund auf ihre rumänische Heimat herunter. Im Jahr 2007, als Rumänien in die EU aufgenommen wurde, habe sie dort eine gewaltige Aufbruchsstimmung wahrgenommen und in den alten EU-Staaten viel Skepsis. „Dann ist viel passiert, der Wohlstand ist sichtbar gestiegen“, erzählt die Religionswissenschaftlerin von der Lucia-Blaga-Universität in Sibiu. Gleichzeitig kam zutage, dass der Wohlstand – wie überall – ungleich verteilt sei. Corona war der Tropfen auf den heißen Stein der Unzufriedenen. Die Folge sei das Erstarken rechtsnationaler Bewegungen; in Rumänien und quer durch Europa.
Freundschaft
Dennoch stehe über allem das Prinzip Hoffnung. Hochschulseelsorger Alois Kölbl, der für den kurzfristig erkrankten Belgrader Erzbischof Ladislav Nemet einsprang, berichtete von Freundschaften im Kosovo zwischen Albanern, Serben und Kosovaren. Bieber setzt auf die Religionen, deren Einfluss und vergleichbare Ziele und Werte. Zugleich kritisiert er die Sozialen Medien, denn „diese verstärken die Unterscheide und schwächen das Gemeinsame“, so der Politologe.
Mit großer Freude haben wir in der QL-Galerie die letzte Ausstellung des Jahres eröffnet. Vor genau zehn Jahren war die in Düsseldorf lebende japanische Künstlerin Keiko Sadakane mit Werkserien, die sensibel auf die Räumlichkeiten in der Leechgasse und der Leechkirche reagierten, zuletzt in der QL-Galerie zu sehen.
Nun kehrt die Grenzgängerin zwischen den Kulturen mit ihrer Ausstellung MAGNIFICAT nach Graz zurück, in der sie neue Arbeiten präsentiert, die sich vor allem mit christlich-abendländischer Bildgeschichte und Spiritualität auseinandersetzen.
In ihren stets dialogisch konzipierten Arbeiten wird auch die abendländische Musiktradition eine zentrale Rolle spielen: Johann Sebastian Bachs Werk, das vor 301 Jahren uraufgeführt wurde und die Begegnung zweier Frauen thematisiert, transformiert sich in einen Farbklang, der den Lichthof der Galerie erfüllt.
Die Ausstellungseröffnung wurde umrahmt von der vokalen Expertise von Helēna Sorokina, die mit Werken von Hildegard von Bingen, Santa Ratniece und Morton Feldman die Ausstellung von Keiko Sadakane auf einzigartige Weise bereichert.
Mit großer Freude wurde am Mittwoch, dem 9. Oktober, das Akademische Jahr mit einem feierlichen Gottesdienst in der Leechkirche mit Bischof Wilhelm Krautwaschl als Hauptzelebrant eröffnet. In einer vielfältigen und stimmungsvollen Messe, begleitet von Sänger:innen des KHG-Chors, Trommlern aus Ruanda und Burundi und einem Studierendenchor aus Nigeria wurde der Auftakt in das neue Studienjahr würdig gefeiert.
Ganz unter dem Zeichen von Resonanz stand die diesjährige Auftaktveranstaltung: eine große gemeinsame Kooperation, u. a. mit dem Bildungsforum Mariatrost und der KAB, sorgte für einen divers durchmischten und prallgefüllten Hörsaal. Wir freuen uns sehr, dass Hartmut Rosa nach Graz gekommen ist und ihn im Gespräch mit Franz Winter unter der Moderation von Barbara Krenn erlebt haben zu dürfen!
Wer dieser Tage die Räumlichkeiten der QL-Galerie betritt, wird nicht nur auf Stahlträger und provisorische Bänke treffen, sondern ebenso auf 20 Kreuzbilder. Sie offenbaren sich bei näherer Betrachtung als Puzzles, umrahmt von einem neongelben Rahmen, wo Barock gewöhnte Augen wohl eher Gold erwarten würden. Sie alle sind Werke des Künstler:innen-Duos zweintopf (Eva und Gerhard Pichler) und wurden letzten Dienstag anlässlich der Eröffnung der Ausstellung in der QL-Galerie gezeigt. In ihrer Ausstellung im Rahmen des Festivals „steirischer herbst“ nimmt dabei das Urbane und Sakrale sowie das Horizontale und das Vertikale, so die Künstler:innen, einen besonderen Stellenwert ein.
Da passt es, dass man geradezu von einer Fügung sprechen müsse, wie Hochschulseelsorger Alois Kölbl bei der Eröffnung am 17.09. betonte. Er nahm den Tag neben der Neueröffnung der Galerie auch zum Anlass, um sein 20-Jahr-Jubiläum als Leiter der QL-Galerie und als Hochschulseelsorger zu feiern. Nicht nur die Zahl hat sich dabei trefflich gefügt, sondern ebenso die Art und Weise, wie die Kreuzbilder vom ersten Stock herab in den Raum hineinwirken. Wie das Duo im Gespräch mit Kölbl betonte, war es die „quasi-sakrale Atmosphäre“ der Galerie selbst, die ein ganz besonderes Raumerlebnis im Zusammenspiel mit den Puzzle-Kreuzbildern ergibt und dem inhärenten Miteinander von Horizontale und Vertikale beim Kreuzmotiv entgegenkommt. Auch die im Eingangsbereich liegenden I-Stahlträger meinen mehr als einen im urbanen Raum präsenten Baugegenstand, sondern spielen mit der Gestalt des Buchstabens „I“ selbst. Sie stehen bewusst nicht für Absperrung oder ein „solitäres und egoistisches Ich“, sondern für Verbindung und die Eröffnung eines Raumes, in dem als Dazwischen Menschen Platz haben. Ein passender Buchstabe für das Quartier Leech, in dem, wie Kölbl betonte, das Interkulturelle, Interreligiöse und somit das Verbindende und das Miteinander eine ganz besondere Bedeutung hat.
Trotz Regen waren die Programmangebote in der Leechkirche gut besucht. Danke an Manfred Lehner für die spannenden Führungen zu den Ausgrabungen im Grabhügel unter der Kirche, an Susanne Scholz und den Studierenden des Instituts für Alte Musik für ein wunderbares Konzert und an Beate Wittmann für einen schönen Fernsehbericht:
Ein wunderschöner Muttertag mit Kunst, Musik und gutem Essen im Rahmen der Galerientage.
Unter dem Motto „Mama, da warst du noch nie!“ Muttertag heuer mal anders, wurde ein Brunch organisiert, zu dem die Studierenden ihre Mütter mitbringen konnten. Begleitet von Musik und guten Unterhaltungen.
Anlässlich der Finissage der Ausstellung "JAZZ" von Endri Dani fand ein sehr interessantes Gespräch mit Alois Kölbl statt. Außerdem wurden Fotos und Videos von seiner Performance "Natura Morta" in New York und Graz gezeigt. Der Künstler präsentierte seine Performance auch in Linz anlässlich der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Katholischen Aktion.