Das Wissen um die Zukunft als eine der wesentlichen Bestimmungen des Menschseins bildete den Ausgangspunkt eines Vortrags- und Diskussionsabends, der zum Auftakt des aktuellen Studienjahres gemeinsam von der KHG und der KHG Community veranstaltet worden ist.
Unter dem Titel Zukunftsbilder – Zukunftsgestaltung: Soziologische und theologische Zugänge entwickelten der Soziologe Manfred Prisching und die Theologin Isabella Guanzini unter der Moderation von Rudolf Mitlöhner (Die Furche) einen mehrperspektivischen Denkhorizont. Prisching differenzierte grundlegende Triebkräfte verschiedener Gesellschaftsformen, die von der Vorsehung als Triebkraft traditionaler Gesellschaften bis hin zur Wahrnehmung von Kontingenz als Grundbefindlichkeit (post-)moderner Gesellschaften reichten. Diesen stellte er verschiedene geschichtsphilosophische Modelle zur Seite, die gesellschaftliche Gestaltungsformen markieren. Guanzini konzentrierte sich auf eine Zeitdiagnose und arbeitete konzise den ambivalenten Charakter gegenwärtiger Zukunftswahrnehmung heraus: Der optimistische Humanismus sei zunehmend herausgefordert durch die Gefährdungspotentiale der Risikogesellschaft. Eine Diagnose, die in theologischer Hinsicht die Frage nach einem entsprechenden Widerstandspotential christlicher Theologie und Tradition evoziert, wie eingehend zwischen den ReferentInnen und dem Publikum erörtert worden ist. Angesichts eines vielfach wahrgenommenen Verlustes eindeutiger oder gar positiver Zukunftsbilder bestimmte Guanzini schließlich einen – (auch) theologisch reflektierten – Zärtlichkeitsbegriff bestimmter Prägung als den „einzigen Heros, der in der Lage ist, den Kopf der Medusa abzuschlagen“.