BARRIERENFREI
Am stadteinwärts gelegenen Beginn der belebten Zinzendorfgasse, einer der universitären Hauptverkehrsadern, die vom Grazer Glacis und der grünen Stadtparklunge zum Uni-Campus führt, wurden in den letzten Jahren drei Grundstücke im Besitz der Diözese Graz-Seckau (zwei davon ursprünglich für die Öffentlichkeit gänzlich unzugänglich und rein privat) Schritt für Schritt in einen kreativen, öffentlichen Raum mitten im Universitätsviertel transformiert. Von Anfang an spielte die Kunst dabei eine wesentliche Rolle, nicht nur als subversiver Door-Opener, sondern auch als kreative Impulsgeberin und Seismographin gesellschaftlicher Entwicklungen.
Die künstlerischen Initiativen bereiteten den Boden für das vom Innovationstopf der Diözese Graz-Seckau finanzierte, im Herbst 2017 begonnene und noch bis Ende 2019 bestehende Kooperationsprojekt „Paradise L“ von Caritas, Afro-Asiatischem Institut und Katholischer Hochschulgemeinde. Als Begegnungsort entstand ein Café, das Langzeitarbeitslose beschäftigt, im Projekt „Carla Colorada“ können Studierende nicht nur Möbel-Re-Use erlernen, sondern auch mit der Welt Langzeitarbeitsloser in Berührung kommen. Das Künstlerinnenduo RESANITA schuf mit der begehbaren und als Kommunikationsort dienenden und vielfach genützten Leuchtskulptur „Paradise“ eine assoziationsreiche Plattform, der begrenzende Zaun um das Grundstück wurde für den Projektzeitraum von zwei Jahren abgebaut. Besonders erfreulich, dass nicht nur Anrainerbedenken zerstreut werden konnten, sondern ein kreatives Neighbourhood-Beteiligungsprojekt entstanden ist, das auf Partizipation, Solidarität, Ökologie und Nachhaltigkeit baut.
Dieses über ein Jahrzehnt gewachsene, immer wieder temporär befristete Setting soll mit der Beendigung des Projektes „Paradiese L“ in dauerhaftere Strukturen gegossen werden. Dazu werden mit einer Kunst-Intervention von Markus Wilfling die an der Grundstücksgrenze noch bestehenden Zaunelemente aus vertikalen Betonsäulen und horizontalen Bodenschwellen entfernt bzw. künstlerisch dekonstruiert. In die zurückbleibende Narbe an der Grundstücksgrenze fügt der Künstler temporär ein Textelement, das sich mit der Barriere an dieser Stelle, aber auch ganz allgemein mit Barrieren in unserer Gesellschaft auseinandersetzt. Der Text wird erodieren und im Untergrund entschwinden, bleiben wird die barrierefreie Öffnung des Grundstückes. Die Intervention öffnet auch optisch den Raum für eine Installation, die im kommenden Jahr als Kommunikationsort im Bereich zwischen Kirchhügel und Straßenzone errichtet werden soll.