Der Mensch eine Maschine?
„Ziehen wir also den kühnen Schluss, dass der Mensch eine Maschine ist ...“,
... so urteilt der radikale Materialist, Atheist und frühe Aufklärer Julien Offray de La Mettrie in seiner Streitschrift L’homme machine. Das Werk, das 1748 erstmals erschienen ist und Seele, Geist und Willensfreiheit des Menschen als ebenso materielle Teile des Körpers versteht wie „die Elektrizität oder das Bewegungsvermögen“, wurde umgehend verboten. La Mettrie’s Plädoyer für eine Gleichsetzung des Menschen mit dem Tier – das ebenso nur eine Maschine ist – und seine Sicht auf die menschliche Vernunft und Moral als dem Ergebnis einer komplexen Maschinerie wirft im Zeitalter von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Neuroinformatik, die das menschliche Gehirn zu imitieren versucht, neue Fragen nach dem Alleinstellungsmerkmal des Menschen auf:
Ist die Seele, wenn sie schon beim Menschen nur ein „empfindlicher materieller Teil des Gehirns“ ist, herstellbar? Könnte künstliche Intelligenz die menschliche – unbeeinträchtigt von organischen Defiziten wie Krankheiten – übersteigen? Werden Roboter am Ende gar bessere Maschinen und damit vielleicht bessere Menschen sein? Was bedeuten diese Entwicklungen für eine immer digitaler werdende Gesellschaft, in der KI und Roboter schon beinahe selbstverständlich Platz gefunden haben? Dazu diskutieren im Rahmen der Reihe NEU GELESEN. NEU ERZÄHLT. NEU GEMISCHT die Journalistin Victoria Schwendenwein (Die Furche) und der Leibphilosoph und Phänomenologe Reinhold Esterbauer (Universität Graz).