Die Geschichte der Allmende Leech
In Graz geht die Bewegung immer mehr in Richtung einer mehr oder weniger öffentlichen, landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Bereits vorhandene Projekte, wie der Interkultulturelle Gemeinschaftsgarten im Grazer Südwesten oder der Garten in der Niesenbergergasse beginnen sich zunehmend zu vernetzen.
In diesen für Aussenstehende häufig unstrukturiert wirkenden Gärten trifft man oft auf Komponenten, wie sie auch in der Permakultur zu finden sind. Dabei handelt es sich um eine seit den 70er Jahren von den Biologen Bill Mollison und David Holmgren entwickelte Anbaumethode, ganz entgegen dem globalen Trend von zunehmender Mechanisierung und Intensivierung. Die Bezeichnung Permakultur leitet sich ab von „permanent agriculture“ und ist somit Programm. Ziel ist die Schaffung eines sich weitgehend selbst erhaltenden und gleichzeitig für den Menschen nutzbaren Ökosystems. Die Berücksichtigung positiver und negativer Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Pflanzen und Tieren und der gewisse Grad an durchaus erwünschter „Wildnis“ führt so zu einer hohen Biodiversität und einer Widerstandsfähigkeit und Stabilität (Resilienz), wie sie sonst nur in natürlich gewachsenen Ökosystemen anzutreffen ist. Hybrides Saatgut und der Einsatz chemischer Dünge- und Spritzmittel sind nicht nur nicht gewünscht, sondern bei richtiger Umsetzung schlichtweg nicht notwendig.
Dass oben beschriebene Gemeinschaftsgärten häufig Elemente einer Permakultur aufweisen liegt nun weniger daran, dass alle Stadtgärtner vehemente Verfechter und Schüler dieser Anbaumethode sind. Vielmehr erscheinen viele Vorgehensweisen unbedingt logisch in dem Moment, in dem man sich mit der Materie des Gartenbaus auf kleinem Raum auseinandersetzt – wie Beispielsweise die Nutzung aller drei Raumdimensionen durch Rankpflanzen oder Hügelbeete, beides Möglichkeiten, die Anbaufläche deutlich zu vergrößern.
Ähnlich verhält es sich mit Menschen, die noch in vorwiegender Selbstversorgung aufgewachsen sind und sich nach jahrelanger gärtnerischer Pause auf Weisheiten aus Ihrer Kindheit rückbesinnen können. Dabei handelt es sich bei uns meist um Menschen, die die Nachkriegsjahre noch in deutlicher Erinnerung haben, häufig aber auch um Zuwanderer.
Hier wird deutlich, wie viel „Allgemein“wissen bei uns droht verloren zu gehen oder bereits verloren gegangen ist.
Die Kirche hat als großer Grundeigentümer im städtischen wie auch im ländlichen Bereich viel Handlungs- und Vorzeigepotential, das sicherlich erst zu einem Bruchteil genutzt wird. Einen weiteren kleinen, aber repräsentativen Schritt soll die teilweise gartenbauliche Nutzung zweier Grundstücke rund um die Leechkirche sein. Repräsentativ einerseits, da weniger der Ertrag, sondern mehr das Aufzeigen von Möglichkeiten, „von dem, was möglich ist“ im Vordergrund stehen soll, aber auch, um zu zeigen, dass die Kirche neuen Nutzungskonzepten und ungewohnten Entwicklungen durchaus offen gegenübersteht. Ob bereits im nächsten Jahr „grüne Zebras“, „Pfarrhaustomaten“ und andere exotische Sorten geerntet werden können, hängt im Wesentlichen auch von der Beteiligung Freiwilliger ab. Jede(r) ist herzlich eingeladen, mit Arbeitskraft, Know-How oder anderweitig einen Beitrag zu leisten.
Rouven Lipps, Teresa Braunsteiner, Sascha Vanicek